Der Weg als Prozess, Christine Matha

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little pearls
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Der Weg als Prozess, Christine Matha

Beitrag von little pearls »

Der Weg ist der Prozess


Alles Leben ist in ständiger Veränderung. Zwischen den zwei Polen von Yin und Yang ist der Wechsel unaufhaltsam gegeben. Das ständig „Unbeständige“ begleitet uns vom ersten Tag an: Sein und Nichtsein, Blühen und Vergehen, Leben und Sterben.
So ist jede auf ein Ziel gerichtete Tat an sich zweischneidig. Alles was seine Fülle erreicht, stirbt und so kommt es, dass das Weiche stärker ist als das Harte, weil es sich biegt ohne zu zerbrechen. Auch ist das Schwache für den Taoisten stärker als das Starke, denn die magische Lebenskraft ist in ihm fühlbarer. So muss alles was den höchsten Punkt seiner Entwicklung erreicht hat, den Abstieg begehen.
Mensch und Welt bilden eine unauflösliche Einheit und beeinflussen sich in ständiger Wechselwirkung. Zwischen Himmel, Erde und Menschen gibt es drei parallele Ebenen auf denen der Geist einwirkt. Im Tao gibt es den Zahlensymbolismus zu denen 5 Elemente, 5 Richtungen, 5 Jahreszeiten (der Spätsommer gehört dazu), 5 Farben usw. gehören. .
Die geistige Kraft, die alles in sich einbezieht ist Tè, die „Tugend“ unter dem Einfluss der konfuzianischen Ethik. Die ideale Bedingung für die Wirkung des Te`ist, wenn sich im Leben alles spontan entwickelt. Das passiert in der Natur, aber der Mensch geht immer mehr gegen die Natur und stört nachhaltig das Gleichgewicht zwischen den Kräften.
Der „Weg“ ist nicht ein Logos, der Weg ist der Prozess der Verwandlung und des inneren Wachstums. Damit zeigt sich im Taoismus die Nähe zum I-Ching, dem Buch der Wandlungen. Was die Wandlungen so schwierig macht, ist unser Hang zur Gewohnheit, denn nichts ist leichter als sich an Bestehendes zu gewöhnen und sich an ihm fest zu halten, selbst wenn es uns nicht wirklich befriedigen kann, selbst wenn wir darunter leiden, so ist es doch das was wir besser kennen. Die Herausforderungen, die einen neuen Anfang begleiten, können reizvoll genug sein, um uns die Abnabelung vom Gewohnten weniger schwer zu machen, aber sehr oft haben wir nicht genug Mut, um ihn voll und ganz zu wollen. Wir lassen uns nur treiben vom Strom der Ereignisse, und spüren eine tiefe Unzufriedenheit. Das Schwierige im Leben ist, sich ohne irgendwelche Ressentiments vom Alten zu verabschieden und dem Neuen gegenüber so offen bleiben, dass die Trennung von den alten Gewohnheiten sich wie von selbst ergibt. Gewohnheiten sind die wahren Ketten, an denen wir festhängen, und diese Ketten zu durchbrechen wird immer schwieriger, je älter man wird. Dabei ist es im Grunde genommen eine Lebensschule, in der wir seit unserer Geburt eingewiesen wurden und die uns zeigt, dass alles wichtig ist und zugleicht auch völlig unwichtig. Denn nichts ist unveränderlich, und wir müssen uns bewusst werden, dass wir nackt und allein geboren wurden und dass der Tod uns alles entreißt, was wir glaubten, zu besitzen. So schließt sich der Kreislauf der Unbeständigkeit.
Das Bewusstsein mitten im Leben zu stehen und zu spüren, dass dieses Leben bis zum letzten Atemzug uns etwas zu geben bereit ist, trotz aller Widrigkeiten, die keinen verschonen, dieses Bewusstsein gibt uns nur der eigene Mut die Veränderungen als Chance zu erkennen, die uns in unserer seelischen Entwicklung weiterbringen.


(2013) Christine Matha

Roland Förster
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Re: Der Weg als Prozess, Christine Matha

Beitrag von Roland Förster »

;) :arrow: :idea:

Roland Förster
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Re: Der Weg als Prozess

Beitrag von Roland Förster »

Roland Förster hat geschrieben:Bild

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