[…] Leise Klaviermusik schwebt durch den Raum" ;Mia Rieschke

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Mia Reschke
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[…] Leise Klaviermusik schwebt durch den Raum" ;Mia Rieschke

Beitrag von Mia Reschke »

[…] Leise Klaviermusik schwebt durch den Raum, als ich ihn betrete. Der Raum wird lediglich durch das schwache Licht des Feuers im Kamin erleuchtet. Als ich in Richtung des Klaviers schaue, sehe ich ihn dort sitzen und spielen. Er spielt mit geschlossenen Augen, gibt sich völlig dem Stück hin und bemerkt mich nicht. Die Szenerie wirkt entspannend auf mich, doch in gewisser weise auch sehr melancho

lisch. Das Stück macht mich traurig und ich weiß nicht warum. Er wirkt fast unecht wie er dort sitzt, nur schwach vom Schein des Feuers beleuchtet. Doch selbst in diesem Augenblick wirkt er auf mich wie der Leibhaftige persönlich. Ihm allein gehört mein Herz. Ich möchte ihn nicht stören, deshalb schlinge ich meine Decke enger um mich und durchquere langsam den Raum in Richtung Kamin. Leise setze ich mich davor, lausche den Klängen und beobachte die züngelnden Flammen. Als das Stück endet, sehe ich zu ihm herüber. Er lächelt mir zu, steht langsam auf und kommt zu mir herüber.

„Setz dich zu mir“, flüstere ich und deute auf die Stelle rechts neben mir. Er gehorcht. „Habe ich dich geweckt?“, fragt er etwas schuldbewusst und legt den Arm um mich. „Nein nicht direkt. Ich habe nur schlecht geträumt. Als ich aufgewacht bin, habe ich dich spielen gehört und konnte nicht mehr einschlafen.“ „Das tut mir leid, Liebes“, flüstert er, dreht mit seiner Hand mein Kinn zur Seite und küsst mich zärtlich. „Dass muss dir nicht leid tun, das Stück war wunderschön.“ Auch wenn es mich traurig gemacht hat, aber das muss ich ihm ja nicht sagen. „Wie heißt es?“, frage ich. „Es ist von Chopin, Prelude No 4. Es gefällt dir?“. „Ja sehr sogar, ich mag Klassik“, antworte ich. Er schaut mich an, legt die Stirn in Falten und mustert mich skeptisch. Dann lächelt er und küsst mir auf die Stirn. „Sie überraschen mich immer wieder, meine Liebe“.

Er wirkt glücklicher und gelöster als in den letzten Tagen und das macht wiederum mich glücklich. Ich kann es nicht ertragen wenn es ihm nicht gut geht und er Sorgen hat.
Ehrfürchtig streiche ich mit meiner Hand über seine Wange und ziehe die Linien seiner Lippen mit meinem Zeigefinger nach. Es erscheint mir immer wieder wie ein wunderschöner Traum, dass ich das hier wirklich erleben darf. Hier sein darf, an seiner Seite und das er mich liebt. Langsam legt er seine Arme um mich und zieh mich auf seinen Schoß. Eingewickelt in meine Decke, lege ich meinen Kopf an seine Brust, lausche dem knistern des Feuers und seines Herzschlags und schlafe ein. […]

[Mia Reschke]

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