Die Haustür steht offen; Mia Reschke

[Mia Reschke]

Die Haustür steht offen

Die Haustür steht offen, doch von ihm keine Spur. Wie immer. Wie früher. Und zum ersten Mal frage ich mich, was das zu bedeuten hat. Hat es etwas mit Vertrauen zu tun oder mit Gleichgültigkeit? Ich trete ein, schließe die Tür hinter mir und nehme mir insgeheim vor, ihn das irgendwann mal zu fragen. Langsam laufe ich den Flur entlang, als ich aus der Küche zu meiner rechten ein Geräusch wahrnehme. Wo hätte er auch sonst sein sollen? Als ich über meinen eigenen Gedanken schmunzeln muss und einen ersten Blick auf ihn erhasche, wird mir wie immer warm ums Herz. Ich lehne mich an den Türrahmen, um ihn einen Moment zu beobachten und wieder einmal wird mir klar, wie sehr ich ihn vermisst habe. Ohne wirklich zu wissen warum. Das Herz schlägt mir bis zum Hals als ich die Küche betrete, doch er dreht sich selbst jetzt nicht um.

Erneut schießen mir die Fragen durch den Kopf. Vertrauen oder Gleichgültigkeit? Ich verdränge sie ein weiteres Mal und mache noch einige Schritte auf ihn zu, bis ich ganz dicht hinter ihm stehe. Noch immer sagt er weder ein Wort, noch macht er Anstalten sich umzudrehen oder mich zu begrüßen. Zunächst zögernd hebe ich erst meinen einen, dann meinen anderen Arm, schmiege mich an seinen Rücken und umarme ihn. Meine Hände auf seiner Brust ruhend, meine Nase an seinem Hals. Als ich seinen Hals küsse, macht er den Herd aus. Das Herz schlägt mir erneut bis zum Hals, als er sich umdreht und mich anschaut.

Seine Augen tiefschwarz, sein Blick voller Begierde. Den Blick den ich liebte, unter tausenden wiedererkennen würde und immerzu suchte, jedoch nur bei ihm, in eben diesen Augen fand. Wehmut überkommt mich während er mich küsst und ich an die Vergangenheit denke. Daran denke, wie es früher zwischen uns war und mich frage, ob wir noch die selben sind. Was gewesen wäre wenn das mit uns nicht geendet hätte und wo wir dann heute stehen würden. Wunschtraum oder verschenktes Glück? Wieder kenne ich die Antworten nicht und gebe mich stattdessen hin. In seine Arme, mein Schicksal und in das was da noch kommen mag. Manche Antworten scheint wohl nur der Himmel zu kennen..

[Mia Reschke] 21.05.13