Lust und Schmerz; Mia Reschke

[Mia Reschke]

Lust und Schmerz

Als ich mich auf den Bauch lege, um ihn ansehen zu können, lächelt er mir zu. Und auch ich muss lächeln, denn ich bin vollends glücklich. Glücklich hier zu sein. Hier bei ihm. Mein Herz pocht mir bis zum Hals, als ich mich über ihn beuge, um ihn küssen zu können. Denn wie so oft weiß ich nicht, wie er auf meine Berührung reagieren wird. Doch noch bevor ich es herausfinden kann, gräbt sich seine linke Hand in mein Haar, die andere in meinen Rücken und er drückt mich fest an sich. Drück seine Lippen hart auf meine, zwängt seine Zunge in meinen Mund und nimmt mir die Luft zum Atmen. Nimmt mir alles. Nimmt mir meinen Verstand und meine Ängste. Er zieht mich weiter zu sich und fast mechanisch richte ich mich auf, um mich auf ihn zu setzen.

Als wir uns für einen Moment in die Augen schauen, kann ich die Begierde und das Verlangen in seinen sehen. Das Verlangen, dass sich über Jahre in ihm aufgestaut hat und welches auch ich in mir spüre. Welches in mir brennt. Als er erneut in meine Haare greift, löst er mein Haargummi. Augenblicklich fallen weiche, braune Locken auf meine Schultern und umspielen mein Kinn. Erneut zieht er mich zu sich, küsst mich, hält mich fest, ergreift förmlich Besitz von mir. Und wie immer bin ich nicht mehr ich selbst, sondern lasse mich treiben. Er verhext mich. Immer wieder. Und auch nach all den Jahren, kann ich nicht sagen warum. Als auch ich ihm ins Haar greife und beginne seinen Hals zu küssen, stöhnt er auf. Köstlicher Schmerz durchfährt meinen Körper, als sich seine Finger erneut in mein Fleisch graben. Ich heiße ihn willkommen. Lege all die Ängste der letzten Tage in meinen Kuss und schmiege mich an ihn. Spüre seinen heißen Atem auf meiner Haut. Wie nah Lust und Schmerz doch aneinander liegen können...

[Mia Reschke] 01.08.2013