Kapitel 2; Mia Reschke

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Mia Reschke
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Kapitel 2; Mia Reschke

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Kapitel 2

Als wir unter dem fragenden Blick der Rezeptionistin hastig den Flur passieren und schließlich an den Fahrstühlen angelangt sind, bin ich völlig aus der Puste und zugegebenermaßen sehr froh, nicht über meine eigenen Füße gestolpert zu sein. Während er auf die Türen des Aufzugs starrt, beobachte ich ihn im Augenwinkel und staune wieder einmal darüber, wie schön dieser Mann ist. Denn trotz seiner meist ausdruckslosen und undurchdringlichen Miene war er wunderschön, darüber ließ sich einfach nicht streiten. Und ich war hier bei ihm, meine Hand immer noch in der seinen. Ich, die sich nur liebend gern selbst als Bauerntrampel bezeichnete und deren Name noch nie im Zusammenhang mit einem Wort wie grazil oder sowas in der Art gefallen war. Aber wozu hat man denn Freundinnen, die es sich nur all zu gern zur Lebensaufgabe machten, dem entgegen zu wirken? Wiederworte waren bei meiner Freundin Lucy absolute Zeitverschwendung und so musste ich mich wohl oder übel auf die , wie sie es gern nannte Verwandlung „vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan“ einlassen. Was nicht weniger bedeutete, als meine Jeans, mein Top und meine super bequemen Ballerinas, gegen ein Cocktailkleid und die Folterinstrumente an meinen Füßen eintauschen zu müssen. Nun, was tat man nicht alles, um den Frieden zwischen Freundinnen aufrecht zu erhalten. Oh ja, nach heute war sie mir definitiv etwas schuldig! Oder war ich es womöglich ihr? Mit einem lauten Klingeln, welches mich aus meinen Gedanken reißt, kündigt sich der Fahrstuhl an. Und er, eben dieser schöne Mann, welcher immer noch meine Hand hält, zieht mich mit zu sich ins innere. Als er statt einen Knopf für eines der Stockwerke zu drücken, stattdessen einen Code in das Zahlenfeld eingibt, sehe ich ihn fragend an. „Du hast doch nicht etwa?“, frage ich und sein Mund verzieht sich zu einem Grinsen. Zärtlich legt er seine Hand auf meine Schulter, drückt mich an sich und küsst mir aufs Haar. „Du bist doch verrückt!“, sage ich und schaue ihn verständnislos an. Er grinst erneut und sieht zu mir. „Ja das bin ich, verrückt nach dir!“, entgegnet er und geleitet mich durch die sich soeben geöffnete Fahrstuhltür.

Weiches Licht erhellt den geschmackvoll eingerichteten, einfach viel zu riesigen Raum und für einen kurzen Moment fühle ich mich völlig fehl am Platz. Ja ich fühle mich sogar verloren. „Na bist du sprachlos?“, schallt seine Stimme durch den Raum, während er sich in einer Ecke des Raumes, an einem der Schränke zu schaffen macht und plötzlich sanfte Klavierklänge den Raum erfüllen. Das er meine Hand losgelassen und ich genau vor dem Fahrstuhl stehen geblieben war, hatte ich gar nicht bemerkt. Langsam, fast ehrfürchtig trete ich weiter in den großen Raum und sehe mich um. Ich musste einfach träumen, denn das hier konnte einfach nicht real sein. Lucy jedenfalls würde ausflippen, wenn ich ihr davon erzählte. Mitten im Raum stand ein riesiges Sofa, auf welchem sicher die ganze deutsche Fußball Nationalmannschaft Platz hätte. Das Kingsize Bett fand seinen Platz in der hinteren Ecke des Raumes und zu meiner linken war die, wahrscheinlich besser als jeder Schnappsladen bestückte Bar. Alles farblich aufeinander abgestimmt, in zarten Pastelltönen. Ein Traum. Aber all das wurde durch die Fensterfront in den Schatten gestellt, die sich über die mir gegenüberliegende Seite erstreckte und welche auf einen Balkon führen musste, denn er machte sich augenblicklich daran zu schaffen. Mit einem Fuß auf dem Balkon, mit dem anderen noch im Wohnzimmer dreht er sich zu mir um, lächelt und streckt die Hand nach mir aus. „Na komm schon, ich möchte dir etwas zeigen. Die Aussicht ist Atemberaubend!“.

Mia Reschke [04.08.13]

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