Wide Awake in a concrete Asylum, Florian Albrecht

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1. Sinnbringerbuch
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Wide Awake in a concrete Asylum, Florian Albrecht

Beitrag von 1. Sinnbringerbuch »

Wide Awake in a concrete Asylum

Ein streifen durch kleine Teile der großen Stadt. Wo Erinnerungen im Wind verwehen und jeder Tag mit einer träne beginnt. Der Asphalt grau und rissig. Von Sonne beschien der Staub alter, wie neuer Tage. Um zu bleiben in den kleinen Rädchen das Leben heißt

Verschluckt vom kalten Neonlicht leben Träume in kleinen Flämmchen gespiegelt in den Pfützen, durch die man ohne Achtung latscht.

Die Zigarette hängt schief im Mundwinkel. Schmeckt nach Scheiße. Aber an irgendwas muss man sich ja festhalten, wenn der Boden bricht und zischendes Schlangenmeer aus Fragen gierig nach einen greift.

Ein Jahr Berlin und ich fühl mich genauso beschissen wie woanders. Der Anfang war noch okay und irgendwann, als Alltag und (Über)leben sich zu einem Standard des Tages zusammenraffen, kann man genauso gut hier, wie an einem anderen Ort vegetieren.

Die Enge in der U-Bahn und die Weite dieser Stadt- ein Gefühl eingeengter Erwartungen von Stadt, Gesellschaft und eigener Grenzen. Hoffnungslosigkeit schmiert auf den Straßen wie Öl und manchmal fällt man hin. Man muss fallen um wieder aufzustehen.
Ich bleib lieber liegen. Das alte ranzige Öl verebbter Tränen auf der Haut und kein Regen dieser Welt im Herbst der Gezeiten spült es fort.

Da lieg ich von Laub wie Vergangenheit und Zukunft bedeckt. Irgendwo schwebt im jetzt die Gegenwart so schnell wie Menschen Leben. Ein Augenblick der Stille. Ein Moment des Schwebens verklingt im leisen schluchzen meiner Seele.

Im Herzen klamm bleibt doch nur das finden alter Freude in Sackgassen, wo wie verlorenen Könige sind. Wo Herzen offen und Gesichter ohne Maske getragen. Das ständige Anlügen wildfremder Menschen, durch falsche Mimik damit man konform nicht auffällt. Um nicht das falsche Mitleid zu bekommen oder an Pranger gestellt zu werden mit der Frage: „Was ist mit der Jugend los?“ auf den rasierten Schädel tätowiert.

Schlaflos im eigenen Traum, der zerplatz wie Seifenblasen, jede Nacht.
Was ist nur das Quäntchen Sein, das im Glück frohlockt und allen Menschen inne wohnt außer mir?
Das Morgen ist so lang und am Ende sterben wir alle. Wir beten für etwas Besseres und wissen doch dass es keine Götter gibt.

Lachen bekommt mehr Likes als Ernst und Nachdenklichkeit. Nachfragen tut man nicht, man könnte unangenehmes erfahren. Und dann sitzt man da und sieht das allen die Maske mehr gefällt als das wahre Ich. Fragt sich welchen Sinn es noch gibt überhaupt ehrlich und wahrhaftig zu sich zu sein.

Weit weg von der Sonne, erwache im konkreten Asyl meiner Seele. Irgendwo liegen Scherben vom Gefühl das einst Liebe hieß. Am Ender der Kammer hockt ein kleiner Junge und blickt traurig in die Ferne. Er weiß sein geraubtes Herz kommt nie wieder zurück. Und ich stehe neben ihm. Sehe hinab und sehe wie er mit den Augen weint und mit dem Mund lacht. Ein schallendes Lachen das ungehört im dunklen Turm meiner Einsamkeit verklingt. Gemeinsam blicken wir in das Rot des Horizonts und sehen unsere Spiegelbilder in der untergehenden Sonne.
Nach einer Weile gehe ich. Lass ihn allein. Drehe mich um und sehe den Jungen unverändert. Ein Bild gemalt in Empfindung und zu Ende geträumt all die Unbeschwertheit vergangener Tage.
Die Wände sind beschmiert mit Zitaten aus Musiken, Filmen, Büchern, eigenen und fremden Gedanken. Gesprächen in verhallter Zeit.

Bevor ich sie genau lesen kann, wache ich auf. Verschwitzt in den alten Laken die alte Träume atmen. Der einsame Himmel unter den ich geh, bleibt weiter Wolken verhangen. Lange neben das Bett, zünde eine Zigarette an. Schmeckt immer noch nach Scheiße.
Starre an die Decke, atme Rauch und puste Leere in die Welt.
Wir sehen die Dinge, die wir sehen wollen im kalten Rauch der Realität.
Ein Tag beginnt wie der andere endete: Allein.

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