"Frühstück ohne Heimat", Natascha Huber

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1. Sinnbringerbuch
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Registriert: Do 6. Jun 2013, 17:36

"Frühstück ohne Heimat", Natascha Huber

Beitrag von 1. Sinnbringerbuch »

Frühstück ohne Heimat

Eigentlich mag ich keinen Kaffee. Und du keine Knallbonbons, sagst du, die sind immer so laut und man kann sie so schlecht küssen. Das verstehe ich nicht und rühre noch ein wenig in meinen Bedenken. Zu dunkel diese Brühe. Aber irgendwie so hübsch. Hattest du nicht noch irgendwo Milch, Schatz?

Der Mahagonie-Frühstückstisch wirkt deplatziert vor uns. So geordnet, so wirklich. Und wir sitzen wie zwei Fremde vor dem Alltag. Mit Kaffee zum Wachwerden.

Bist du soweit? fragst du. Ich nicke und stelle das Porzellan samt den Aber-letzte-Nacht-Gedanken in die Spüle.
Ich weiß, du hast es morgens immer eilig. Weg von meinen Gefühlen, die sich an deiner Couch und überall an den Wänden festkrallen.

Stumm blicke ich dich an.
Wollten wir uns nicht noch lieben, bevor wir wieder leben müssen? fragen dich meine Augen. Aber als Antwort hallt nur das Klicken der Tür im Flur.

Ich bin spät dran, Baby, meinst du und küsst mich flüchtig.
Hm ja, ich auch. Muss mich noch aufräumen von dir. Wie immer. Das dauert. Und dann arbeiten, leben, atmen. Willkommen zurück.

Bis später sagst du dann noch im Laufschritt in dein Mein-freies-Leben. Und bist weg.

Und lässt alles Chaos einfach liegen.

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