Aufruhr im Jenseits, Herbert Steingen

[Roland Förster]

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Aufruhr im Jenseits.

An einem Ort, den viele Menschen mit Himmel bezeichnen, wo ewige Glückseligkeit herrschen soll, wo streng Gläubige als Engel um den Thron eines bärtigen Weltherrschers halleluja singend für immer und ewig schweben, vorausgesetzt, sie haben im Leben mehr Gutes als Böses getan und sie waren im richtigen Club und haben brav ihre Beiträge bezahlt, an einem Ort, den andere als Paradies erhoffen, wo an einem lieblichen Fluss wunderschöne lüsterne Jungfrauen darauf warten sich diesen Gläubigen hingeben zu dürfen, an einem Ort, den wieder andere als das Nirwana deuten, wo alles mit allem eins ist, an diesem Ort also, wo jede Seele unabhängig von ihrem Glauben oder Tun landet oder besser in demselben herrscht Aufregung, pure Aufregung.
Die Erdling Seele mit der Kennung „Bit 2hoch1000000“, also eine noch ganz junge Seele, hat etwas ganz fürchterliches entdeckt. Genau genommen hatte diese Erdling Seele aber etwas absolut Verbotenes getan, denn auch an diesem sogenannten heiligen Ort bedarf es gewisser Regeln, damit Alles und Jedes nicht mit sich selbst uneins wird. Diese Erdling Seele mit der Kennung „Bit 2hoch100000000“ hatte in verbotenen Regionen des Nirwananet gesurft. Natürlich braucht man hier keinen Computer, wie man ihn auf der Erde kennt, hier geht das alles energetisch. Im Nirwananet gibt es nicht nur unzählige und interessante Informationen über alles, was so im ganzen Universum passiert, sondern man kann auch die Kommunikation der Ober-Seelen und manchmal sogar das Denken der Über-Ober-Seelen belauschen. Aber das war nur den Über-Ober-Seelen und einigen ausgewählten Ober-Seelen vorbehalten, es sei denn, man knackte deren Energy-Wall, so wie es diese Erdling Seele verbotenerweise gemacht hatte.
Die Erdling-Seele „Bit 2hoch100000000“, die zu Lebzeiten ein sogenannter IT-Spezialist oder einfach ausgedrückt ein genialer Hacker gewesen war, hatte nun bei diesem verbotenen Tun etwas entdeckt, das ihre Existenz in Form von geballten Bits mit über fünftausend Gigahertz schwingen ließ. Sie war nicht die einzige, die in den verbotenen Regionen des Nirwananet surfte. Die Nirwananet Energiestränge waren im Universum schon weit verbreitet und waren auch mit dem Planeten Erde verbunden, wie mit jedem Planeten, der Lebewesen mit Bewusstsein hervorgebracht hatte. Diese Erdling-Seele fand natürlich schnell heraus, wer da noch verbotenerweise im Nirwananet lauschte. Es war eine Institution auf der Erde, die sich Global Security Agency nannte. Und diese GSA war übergeordnet über alle nationalen Geheimdienste, am nächsten standen ihr jedoch die drei größten Dienste, die amerikanische NSA, das britische GCHQ und der deutsche BND. Erdling-Seele „Bit 2hoch100000000“ war schockiert, sie sammelte viele Beweise und dachte dann laut darüber nach.
Eine energetische Schockwelle breitete sich gedankenschnell durch den gesamten heiligen Ort aus. Man fragte sich, wie so etwas möglich war. Erdlinge im Nirwananet, das durfte es eigentlich nicht geben. Hinter abgedunkelten Energieklumpen wurde gemunkelt, dass die Über-Ober-Seelen davon gewusst haben mussten, denn ohne deren Zustimmung wäre so etwas gar nicht möglich. Die für die Erde zuständigen Ober-Seelen leugneten zunächst alles, in dem Umfang hätten sie davon nichts gewusst, erst nach und nach offenbarten sie das Ausmaß des Lauschens.
Die große Masse des gesamten Seelen-Kollektivs war jedoch stolz auf die Erdling-Seele „Bit 2hoch100000000“, sie wurde als das bezeichnet, was man auf der materiellen Erde unter Whistleblower verstand. Die Über-Ober-Seelen verurteilten sie jedoch. Sie drohten ihr mit der härtesten Strafe, die es in diesem heiligen Ort gab: dem Leben. Zurück ins materielle Leben war für jede Seele das schlimmste, was sie denken konnte. Schließlich war das hier der Ort der Glückseligkeit. Für die Erdling-Seele gab es keine Möglichkeit, sich einer Bestrafung zu entziehen. Wohin hätte sie fliehen sollen? Es gab zwar noch andere Universen mit anderen heiligen Orten, aber dazu fehlten ihr die notwendigen Energiebündel um eine Einreiseerlaubnis zu erhalten.
Da in diesem heiligen Ort das härteste Urteil aber noch nie vollzogen worden war, tat man es auch diesmal nicht. Es wäre nicht abzusehen, welchen Schaden die Erdling-Seele „Bit 2hoch100000000“ zurück auf der Erde eventuell anrichten könnte. Das Urteil fiel relativ milde aus: Der Erdling-Seele „Bit 2hoch100000000“ wurde für 1 Millionen Erdenjahre der Zugang zum Nirwana-Net gesperrt. Gemäß den Regeln des heiligen Ortes, dass man etwas verheimlichen darf, wenn es irgendwie von Nutzen ist, dass man aber im Falle des Bekanntwerdens des Geheimnisses nun die volle Wahrheit denken muss, dachten die Über-Ober-Seelen nun laut darüber nach. Ja, sie hatten gewusst, dass die Erdlinge den Nirwananet Energiestrang zur Erde angezapft hatten. Ja, man hatte es sogar ganz bewusst möglich gemacht. Man hatte einen genialen Techniker eine Erfindung machen lassen, um aus dem irdischen Äther Informationen abzusaugen. Das war so etwas wie ein Gedankenübertragungstransmitter vom Nirwananet zum irdischen Internet.
Dieser Äther-Datenknoten war nach Meinung der Über-Ober-Seelen notwendig geworden, weil die Moral auf der Erde schwand, Macht und Profitgier nahmen exorbitant zu und die Edlinge drohten in der Evolution zurück zu fallen. Auf diese Weise streute man gezielte Informationen über diesen Äther-Datenknoten in das globale Internet, um so möglicherweise einen drohenden Untergang der Erdlinge zu verhindern. Früher hatte man Propheten auf die Erde geschickt, um die Erdlinge zum Guten zu beeinflussen. Aber das war nie so ganz gelungen. Daraus hatten sich Religionen gebildet, die in starren Dogmen verharrten oder die Evolution ganz leugneten und bei vielen dieser Gruppierungen gab es noch Fanatiker, die nur Schaden anrichteten. Jetzt wollte man es über das irdische Internet versuchen, denn bärtige Propheten würden heute im Zeitalter des ungebändigten w.w.w. bei der großen Masse nicht mehr gut ankommen. Dabei nahmen die Über-Ober-Seelen es billigend in Kauf oder hatten es sogar zum Teil so eingefädelt, dass die drei größten irdischen Geheimdienste nicht nur das gesamte Internet kontrollieren, sondern auch gezielt gesteuerte Informationen aus den verbotenen Regionen des Nirwananet anzapfen konnten.
Die Erdlinge dürfen sich nicht vernichten, das ist das oberste Ziel in diesem heiligen Ort, es wird jede Seele gebraucht, egal, was sie im Leben getan oder geglaubt hat. Die sogenannte Hölle gibt es in Wirklichkeit nicht, böse Taten wirken sich nur im irdischen Leben aus, sie verzögern die geistige Entwicklung und die Evolution. Deshalb ist jedes Lebewesen gleich kostbar und seine Seele füllt das Universum mit Geist , sonst würde das Universum nicht überleben. Denn dann gäbe es auch keinen heiligen Ort mehr und kein Nirwananet und keine Glückseligkeit. Und das wäre schade.