Dieter Gropp: Spuk um Mitternacht

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1. Sinnbringerbuch
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Dieter Gropp: Spuk um Mitternacht

Beitrag von 1. Sinnbringerbuch »

Spuk um Mitternacht

Mein Blut jagt hastig durch die Adern,
mir bleiben fast die Sinne weg,
und fest hält mich mein furchtvoll Hadern,
denn in den Gliedern sitzt der Schreck.
Da kommt wer durch das Tor geschlichen,
das trocken in den Angeln knarrt.
Die graue Fratze ist verblichen –
Wenn bloß der Geist am Tor verharrt!
Jetzt schlägt er auch noch gegen Balken
mit einer Keule, zentnerschwer.
Und will mich vielleicht damit walken?
Kein Lebensfünkchen regt sich mehr!
Der Mond mit seiner kahlen Glatze
Grinst dämlich, höhnisch drein.
Verbirg doch deine blöde Fratze,
grab sie in dicke Wolken ein!
Ein Windstoß fegt in alle Ecken:
Der böse Geist wird aufgeschreckt.
Und nun beginnt er sich zu necken
Und hat sich vor dem Wind versteckt.
Mir wird es bang und noch viel bänger,
er treibt mit mir sein Narrenspiel.
Sein Hals wird lang und immer länger,
er streckt sich aus, nun fehlt nicht viel –
bald wird er mich am Schopf bekommen!
Doch nein! Jetzt schwingt er sich empor
und hat des Daches First erklommen.
Dort lugt er hinterm Schornstein vor…

Ich Narr! Der Rauch war’s, der mich foppte.
Die morsche Pforte trieb der Wind,
wenn hart sie an die Hauswand klopfte –
und ich war ängstlich wie ein Kind!

©lyrikdgr

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