Schweigen, Bild Gina Moosmayer, Text Roland Förster

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Roland Förster
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Schweigen, Bild Gina Moosmayer, Text Roland Förster

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Schweigen

Kein Wort aus unserem Mund bewegt den Raum,
und doch hören wir, was niemals zuvor unsere Lippen je bewegte.
Unendlichkeit ist für uns nun erkennbar.
Doch nur im Hier. Im Jetzt. Im Augenblick.
Wir sehen beide, - was niemals zuvor uns unser
Lieder Auf- und Niederschlag eröffnete.
Kein Angstschweiß bremst jetzt unsere Nasenflügel mehr.
Und unseren Spürsinn finden wir urplötzlich,
im emphatischen Erleben unseres Riechens.
Ein einziger warmer Atemstrom erfüllt und verlässt
die Lungen unserer Brust, wo noch kurz zuvor zwei Münder
in unterschiedliche Rhythmen, um ihren eigenen Atem rangen.
Was stets uns salzig, süß, sauer, - oder auch bitter
auf der Zunge schmeckte,was kalt uns war,
oder was als heiß gar wir empfanden,
im leidenschaftlichen Zusammenspiel von Nase und Zunge,
ist jetzt für uns schlicht grenzenlose Berührung.
Wo wir doch bis so eben erst gelernt haben wahrhaft
und sensibel zu erfühlen, all den großen Schmerz
und all die herrliche Freude, uns endlich wohl fanden in unserer Haut,
verlassen wir jetzt unseren Körper
und lernen tiefstes Empfinden und Begreifen.
Wir schenken uns einander bedingungslos und von ganzem Herzen.
Verschmelzen in der Geborgenheit von Zeit und Raum.
Alles fließt jetzt ineinander.
Aus Zwei wird Keins.
Aus Zwei wird Eins.
Ein Sein, - und wir empfinden in Allem was ist.
Unsere Gedanken stehen still.
Kein Wille mehr.
Und kein Warum.

Nur Liebe, Sinn und Schweigen.

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